Gemüse macht Politik
Warum gemeinsames Kochen nicht nur gesellig, sondern auch politisch sein kann.
Man nehme kiloweise Gemüse, viele helfende Hände, übergrosse Töpfe, jede Menge freiwilliges Engagement und eine grosse Portion Herzblut. Das sind die Zutaten, die das «KochKollektiv» aus Liechtenstein so erfolgreich machen.
Die Geburtsstunde für diese Mitmachküche war das MorgenLand-Festival in Liechtenstein, ein Fest, bei dem es um eine «enkeltaugliche» Zukunft ging. Die Festival-Caterer setzten allen guten Ratschlägen zum Trotz Lachsbrötchen und Kaviar auf den Speiseplan. Eine Gruppe engagierter Leute wollte das nicht einfach so hinnehmen und erwähnte in einem Blogbeitrag den niederländischen Friedensaktivisten und bio-veganen Koch Wam Kat. Und tatsächlich habe Wam Kat dann einen Kommentar zu ihrem Blogeintrag hinterlassen, erzählt Sacha Schlegel, einer der Mitbegründer des KochKollektivs: «Ah ja, Liechtenstein, das kenne er. Da sei er mal daran vorbeigefahren.» Somit war klar, wer beim Festival kochen würde. Drei Monate später organisierte die motivierte Gruppe ihren ersten Gaskocher und einen Kochtopf.
Seitdem verköstigt das KochKollektiv gemeinsam mit weiteren Freiwilligen die Teilnehmenden politischer Demos, von CIPRA-Workshops oder ähnlicher Veranstaltungen. Es war unter anderem schon beim «March Against Monsanto» in Bregenz/A dabei, bei der Klimakonferenz «COP 21» in Paris/F und bei der Demonstration «Wir haben es satt!» in Berlin/D. Meist werden dabei mehr als 100 Kilogramm Gemüse geschält, geschnitten und verkocht. Aus den riesigen Töpfen kommen an einem Tag bis zu 6ʼ000 dampfende Mahlzeiten. Diese werden gegen freiwillige Spenden verteilt. Das Geld reicht in der Regel für die Finanzierung der nächsten Kochaktion. «Essen ist wichtig, es bringt uns zusammen», und irgend jemand müsse ja kochen, erzählt Sacha Schlegel. Gekocht wird aus Gründen der Nachhaltigkeit ausschliesslich vegan. Um auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen, bezieht das KochKollektiv auch Spenden von LandwirtInnen oder Supermärkten.
Ein Sticker mit den Worten «Sytem Change, not Climate change!» prangt auf Sacha Schlegels Agenda. Für die Zukunft wünsche er sich eine Änderung des politischen und wirtschaftlichen Systems, denn sonst kämen Mensch und Natur zu kurz. «Das Verschlimmbessern ist eben auch keine Lösung. Wir brauchen andere Art und Weisen, wie wir Dinge anpacken.»
Mehr Informationen: www.kollektiv.kitchen