Standpunkt: Planen wir die Energiewende und Renaturierung der Natur gemeinsam!
Alpine Raumordnung kann dazu beitragen, die Widersprüche zwischen der Renaturierung und dem Ausbau erneuerbarer Energie aufzulösen. Dazu bedarf es gemeinsame Anstrengungen unter Einbeziehung der Interessen der Bevölkerung und der Umweltorganisationen, meint Paul Kuncio, Geschäftsführer von CIPRA Österreich.
Mehr Windräder, Wasserkraftwerke und Solarkraftwerke einerseits – mehr Raum für Wildtiere, sauberes Wasser und gesunde Ökosysteme andererseits: Die überarbeitete Richtlinie zu erneuerbaren Energien und die Renaturierungsverordnung der Europäischen Union sind aus juristischer Sicht zentral für den Klima- und Biodiversitätsschutz. Beide verfolgen ambitionierte Ziele, stehen jedoch in räumlicher Konkurrenz zueinander. Vorausschauende und integrative Raumplanung ist der Schlüssel, um beide Gesetze erfolgreich umzusetzen. Das Resultat wären konfliktarme «Beschleunigungsgebiete» für den Ausbau der Erneuerbaren einerseits und Flächen mit hohem Renaturierungspotenzial andererseits.
Der begrenzt verfügbare Raum in den Alpen bedingt eine sorgfältige Auswahl der nötigen Flächen und ein genaues Abwägen der Interessen, denn hier treffen sensible Lebensräume auf eine vielfältige Nutzung. Bereichsübergreifende Raumplanung, bei der sich die Öffentlichkeit frühzeitig und transparent beteiligen kann, beugt Konflikten vor, die ansonsten in mühseligen Gerichtsverfahren ausgefochten werden. Es ist daher höchste Zeit, den Wert einer Alpinen Raumordnung zu erkennen. Sie bietet die Plattform für eine gemeinsame Vision, in der etwa die zuständigen Behörden bereichsübergreifend mit Sektoren wie der Energiewirtschaft, dem Naturschutz, der Land- und Forstwirtschaft zusammenarbeiten – immer mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Bevölkerung.
Dazu brauchen die zuständigen Behörden genügend Ressourcen und klare Vorgaben, wie die Bevölkerung bei der Energiewende und der Renaturierung mitwirken kann. Besonders wichtig: Sie sollten sich im Vorfeld genügend Zeit für die Raumplanung nehmen. Eine hohe Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung und ein gemeinsam über Sektoren hinweg erarbeiteter Fahrplan für die Energiewende und die Renaturierung sparen in letzter Konsequenz wertvolle Zeit.
Erfolgreiche Raumplanung benötigt politischen Willen ausreichende Ressourcen bereitzustellen. In der Verwaltung sind Hürden abzubauen und Bürger:innen ernsthaft zu beteiligen. Aber auch Umweltorganisationen müssen ihre Positionen überdenken und an einer gemeinsamen Zukunftsvision für den Alpenraum mitwirken.