Klimarisiken: Vorbereiten statt abwarten
Frühwarnsysteme bei Starkregen, Vorhersagemodelle für Dürren: Während des im April 2025 zu Ende gegangenen Projekts MultiBios teilten Biosphärenparks aus dem deutschsprachigen Raum ihre Erfahrungen im Umgang mit Klimarisiken. Ein Forschungsteam untersuchte ihre Rolle im Naturgefahrenmanagement.
Von jahrhundertealten Kulturlandschaften wie etwa Alpweiden bis hin zu streng geschützten Kernzonen, in denen sich die Natur unbeeinflusst von menschlichem Einwirken entwickeln kann: Biosphärenparks gelten als Modellregionen für das Zusammenleben von Mensch und Natur, doch im Umgang mit Naturgefahren und Klimarisiken spielen sie bislang eine passive Rolle. Sie vermitteln Wissen, beteiligen sich an Forschungsprojekten und vernetzen Akteur:innen. Im Projekt MultiBios befragten Forschende der Universität für Bodenkultur Wien Landnutzer:innen im Wienerwald, im Salzburger Lungau sowie im Val Müstair/CH zu Klimarisiken. Als Risiken auf ihren eigenen Flächen nehmen diese etwa Schneedruck, Windwurf oder Borkenkäfer wahr, abseits davon auch Starkregen, Überschwemmungen und Muren. Die Vegetationsperioden werden durch den Klimawandel immer länger, die Landwirtschaft wird in Tallagen immer intensiver und in Hanglagen immer extensiver betrieben. Erkenntnisse wie diese und regionale Beispiele für den Umgang mit Naturgefahren präsentierte das MultiBios-Projektteam Ende März 2025 in einem öffentlich zugänglichen Webinar.
Frühwarnsysteme und Klimaanpassung
Zentral im Projekt war der Erfahrungsaustausch und das Übertragen der Erkenntnisse zwischen den beteiligten Biosphärenparks, begleitet von einer transdisziplinären Gruppe. Das Biosphärengebiet Schwarzwald/D etwa berichtete über ein Vorhersagemodell zur Wasserversorgung der Allmendweiden während Dürren und Trockenzeiten. Die Biosfera Engiadina Val Müstair/CH berichtete über ein Frühwarnsystem mit automatischen Strassensperren bei drohenden Murgängen. Im Biosphärenpark Murtal/A managt eine österreichisch-slowenische Kommission den Umgang mit Hochwasser und hat dazu einen grenzüberschreitenden Managementplan erarbeitet. Das Projekt zeigte Entwicklungspotenziale für Biosphärenparks auf. Dazu zählen insbesondere die Klimawandelanpassung und naturbasierte Ansätze wie etwa Windschutzgürtel, bodenschonende, biologische und diversifizierte Landwirtschaft – etwa zum Schutz von Mooren. Insgesamt plädieren die Forschenden für eine stärkere Vernetzung und eine unterstützende Rolle der Biosphärenparks bei Projekten zur Revitalisierung ebenso wie beim Entwickeln von Strategien für das Naturgefahrenmanagement.
Weitere Informationen zum Projekt und zum Webinar:
Das Webinar fand im Rahmen des Projektes MultiBios statt. Es wurde getragen vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg, dem Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur Wien und CIPRA International.
Am Projekt beteiligt waren die folgenden UNESCO-Biosphärenreservate: Biosphärenpark Wienerwald/A, Biosphärenpark Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge/A, Murtal/A, Biosphärenpark Großes Walsertal/A, UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair/CH, Biosphärengebiet Schwarzwald/D. Das auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt wurde von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen des Programms «Man and Biosphere» (MAB) der Unesco finanziert. Zudem unterstützten SCNAT in der Schweiz sowie das MAB-Nationalkomitee in Deutschland das Projekt finanziell.