Alpenwasser: Wer bekommt den letzten Tropfen?
Die Alpen sind eine wahre Quelle für sauberes Wasser. Doch Klimawandel, die zunehmende Bodenversiegelung und Verschmutzung gefährden dieses lebensnotwendige Element. Beim zweiten Liechtensteiner ZukunftsForum Alpen am 27. und 28. Juni 2025 in Schaan diskutierten rund 170 Teilnehmende aus verschiedenen Alpenländern über die Zukunft der Wasserversorgung.
Der Alpenraum gilt als Wasserschloss Europas. Doch Übernutzung durch Tourismus und Wasserkraft sowie Verschmutzung durch Mikroplastik, Düngemittel und Pestizide steigen. Zudem verändert der Klimawandel den Wasserkreislauf: Temperaturen und Hitzeperioden nehmen zu, Niederschläge schwanken stark. Unter dem Titel «H2O: kostbar, kraftvoll, knapp» widmete sich das zweite Liechtensteiner ZukunftsForum Alpen am 27. und 28. Juni der Frage, wie sich die Wasserversorgung auch künftig für Mensch und Natur sichern lässt. Rund 170 Fachleute, Studierende, Schüler:innen und Interessierte aus den Alpen diskutierten bei der von CIPRA International organisierten Tagung in Schaan/LI und vernetzten sich.
Sabine Monauni, Liechtensteins Regierungschef-Stellvertreterin und Umweltministerin, unterstrich in ihrer Eröffnungsrede: «Es liegt in unserem ureigenen Interesse und ist unsere gemeinsame Verantwortung, die nachhaltige Nutzung unserer Wasserressourcen aktiv zu gestalten. Dieses Forum stellt die einmalige Möglichkeit dar, mit Vertreterinnen und Vertretern aller Alpenländer die Zukunft der Wasserverfügbarkeit in den Alpen zu erörtern und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.»
«Der Wasserkreislauf ist ein globales Gemeingut»
Der Hydrologe Johannes Cullmann, Koordinator für Nachhaltigkeit an der United Nations University in Dresden, forderte in seinem Vortrag eine neue Denkweise in Bezug auf Wasser: «Der Wasserkreislauf ist ein globales Gemeingut, das ein flussgebietsweites Verständnis und Zusammenarbeit erfordert. Nationale Strategien und lokale Lösungen sind wichtige Instrumente für eine wassersichere Zukunft, reichen jedoch nicht aus, um die Wasserversorgungssicherheit in grossem Massstab zu gewährleisten.» Der Klimawandel verschärfe die ohnehin schwierige Wassersituation. Laut dem Wasserexperten können Kreislaufwirtschaft und Wasserwiederverwendung dem entgegenwirken.
«Für eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung müssen wir die Mehrfachnutzung des Wassers verbessern, seine Verschwendung verringern und zunehmende Interessenkonflikte lösen.» Dies forderte Süsswasserökologin Monica Tolotti in ihrem Vortrag. Die Wissenschaftlerin der Fondazione Edmund Mach in Trentino beleuchtete unter anderem die Folgen der Gletscher- und Permafrostschmelze in den Alpen: In einigen Regionen reichern sich Spurenelementen an, einschliesslich schädliche Schwermetalle. Zudem verringert sich die Kapazität von Fliessgewässer, Schadstoffe zu verdünnen.
Wasser zwischen Nutzung und Schutz
Wie lassen sich Flüsse wieder naturnah gestalten? Welchen Wasserfussabdruck hinterlässt der Skitourismus? Wie beeinflussen extreme Wetterereignisse die Landwirtschaft und die Siedlungsplanung? In verschiedenen Vertiefungsrunden diskutierten die Teilnehmenden Lösungsansätze und neue Perspektiven. Eine Exkursion zum Rhein veranschaulichte die vielfältigen Ansprüche an den Fluss – von Lebensraum bis Hochwasserschutz.
Der zweite Konferenztag öffnete das Thema für die breite Öffentlichkeit: Spaziergänge zu Bächen und zur Siedlungsentwicklung in Schaan, eine Exkursion nach Malbun, eine Infosession zu Trinkwasser und eine Lesung für Kinder beleuchteten das Thema Wasser aus verschiedenen Perspektiven. Emanuel Schädler, Minister für Gesellschaft und Justiz, betonte, dass an vielen Orten dieser Welt das Wasser stark verschmutzt ist und nicht mehr nutzbar. Umso wichtiger sei es, dass wir in Liechtenstein mit dem kostbaren Gut Wasser demütig und verantwortungsvoll umgehen – zum Wohle kommender Generationen.
Die Ergebnisse der Konferenz sind ab Mitte Juli online verfügbar unter www.zukunftsforumalpen.li
Das Liechtensteiner ZukunftsForum Alpen steht unter dem Patronat der Regierung des Fürstentums Liechtenstein und wird von der CIPRA International organisiert sowie von der Gemeinde Schaan finanziell unterstützt.
Rückfragen sind zu richten an:
Maya Mathias-Seger, Kommunikationsmanagerin CIPRA International, maya.mathias@cipra.org