Zu viel Wasser, zu wenig Wasser: Exkursion in den Wienerwald
Wie spüren Drohnen illegale Lagerfeuer auf? Wie schützen sich Siedlungen vor dem nächsten Hochwasser? Was haben Waldbrände mit Lawinen gemeinsam? Ende November 2024 suchte eine Exkursion des Projekts MultiBios im Biosphärenpark Wienerwald nach Antworten.
Durch Bildung und Vernetzung leisten Biosphärenparks einen wichtigen Beitrag im Umgang mit Klimarisiken. Im Projekt MultiBios, an dem die CIPRA beteiligt ist, tauschen sie ihre Erfahrungen aus. Ende November 2024 besichtigte das Projektteam ein Hochwasserschutzprojekt im niederösterreichischen Triestingtal. Dort wurde ein zwei Kilometer langer Damm direkt neben Wohnsiedlungen gebaut. Im September 2024, wenige Monate nach dem Bauende, kam ein Jahrhunderthochwasser. Der Damm hielt, kritische Stimmen verstummten. «Das Becken hat standgehalten und einen Millionenschaden abgewendet», meint Bürgermeister Daniel Pongratz. «Wir alle waren heilfroh.»
Waldbrände und Lawinen
Ein Waldbrand brach im November 2021 ein Stück südlich des Wienerwalds an den Steilhängen um Schwarzau im Gebirge/A aus. «Es war damals sehr heiss, staubtrocken, der Wind wehte und man konnte zusehen, wie sich das Feuer mit immenser Geschwindigkeit ausbreitete», erzählt Forstverwalter Peter Lepkovicz im MultiBios-Workshop. Ein Lagerfeuer hatte den Brand ausgelöst. Er vernichtete in nur zehn Stunden eine Waldfläche so gross wie 140 Fussballfelder. Heute fliegen mit Wärmebildkameras bestückte Drohnen die Region auf der Suche nach illegalen Lagerfeuern ab. Totholz, quer gelegte Baumstämme und bewusst geschaffene Waldlücken dämmen Brände ein. Abgebrannte Waldflächen sollten für die Bildung genutzt werden, findet Verena Gruber. Als Waldpädagogin erkundet sie den Biosphärenpark Salzburger Lungau mit Schulklassen und gehört der Lawinenwarnkommission an: «Genauso wie bei Lawinen muss man die Emotionen ansprechen, sonst merken sich die Menschen das nicht.»
Forschung mit Betroffenen
Borkenkäfer, Sturmschäden, Schneebruch: Direkt betroffen von solchen Ereignissen sind Landnutzer:innen wie forst- und landwirtschaftliche Betriebe. Das MultiBios-Forschungsteam befragte sie in mehreren Biosphärenparks. «Dass der Wald neu aufgestellt werden muss», sei für viele wichtig, erklärt Claudine Egger vom Institut für Soziale Ökologie an der Wiener Universität für Bodenkultur. Ihr Kollege Peter Fichtinger befragte Landnutzer:innen im Wienerwald. Längere Trockenphasen einerseits und Starkregen andererseits – das sei ein komplexes Thema, wo technisch relativ wenig gemacht werden könne. «Um Probleme wie dieses anzugehen, braucht es einen systemischen Blick auf Regionsebene», meint Fichtinger.
Quellen und weiterführende Informationen:
www.cipra.org/multibios (de, fr, it, sl), https://noe.orf.at/stories/3258462/ (de), www.derstandard.at/consent/tcf/story/2000130726488/waldbrand-im-rax-gebiet-verhaeltnismaessig-ruhige-nacht-aber-keine-entwarnung (de), www.biosphaerenpark.eu/workshop-wienerwald-multibios-projekt (de), https://boku.ac.at/wiso/sec (de, en), https://www.bpww.at/de (de, en), https://nationalpark.ch/about/netzwerke/biosphaerenreservat/forschung/ (de), https://biosphaerenpark.vulkanland.at/kommunikation/forschungsprojekt-zu-naturgefahren-multibios/ (de), https://forschung.boku.ac.at/en/projects/15335 (en)
CIPRA Podcast zur Exkursion nachhören:
(in deutscher Sprache)