Utopien in der Zugspitz-Region

Nach dem Treffen am Münchener Hauptbahnhof und der anschließenden Fahrt nach Weilheim gab es dort eine kurze Einführung zum Wasserverbrauch verschiedener Lebensmittel sowie ein kurzes Brainstorming zu verschiedenen anderen Nutzungsmöglichkeiten von Wasser. Anschließend erzählte uns Sigrun Lange vom ökologischen Zustand der Flüsse in Deutschland. Durch Sohl- und Querverbauungen für Schifffahrt, Wasserkraftnutzung sind heute nur noch etwa 8% der Flüsse und Bäche in Deutschland in einem guten oder sehr guten ökologischen Zustand. Das gefährdet viele Tier- und Pflanzenarten an und um die Gewässer, die an die entsprechenden Dynamiken freifliesender Flüsse angepasst sind, wie etwa der deutschen Tamariske und vielen kiesbrütenden Vogelarten. Deshalb gilt es, entsprechende Bereiche vor weiterer Verbauung zu schützen und bestehende Verbauungen zu entfernen. Abends hatten wir im Garten der Jugendherberge dann noch ein kleines Picknick.

Am Samstag besuchten wir mit Margret Hütt die Flusslandschaft am Friedergrieß. Nachdem die Friederleine seit 1960 wieder einem Hauptverlauf durch das von Moränen und ehemaligen Flußläufen geprägte Tal folgt, werden die ehemaligen Weide und Schneeheidekiefernwälder in der Friederaue, die sich in mindestens hundert Jahren ohne Überflutungen entwickeln konnten, zunehmend durch Muren beeinflusst. Dagegen wächst das Gebiet der Friederleine, welches ehemals weitgehend vegetationsfrei war, mittlerweile weiter zu. Eine solche natürliche Umlagerungsdynamik würde sich an weiteren Alpenflüssen finden, kann sich aufgrund starker Verbauung aber meistens kaum noch entwickeln. Abends versammelten wir uns wieder im Garten der Jugendherberge und sammelten Vorschläge für einen ökologischeren Betrieb des Walchenseekraftwerks, dessen Konzession 2030 ausläuft.

Am letzten Tag unserer Exkursion besuchten wir das Walchsenseekraftwerk. Einerseits liefert dieses Kraftwerk seit 1924 Strom für Spitzenlast für die Elektrifizierung der Bahn, andererseits werden durch das Ableiten von Wasser aus der Isar deren Wasser und Geschiebemengen stark reduziert, wodurch das Flussbett zwischen Wehr und Sylvensteinspeicher zunehmend zuwächst. Eine Erhöhung der Restwassermenge hat diese Situation sogar noch verschärft. Nun können die Weiden aufgrund des fehlenden Wasserstress noch schneller wachsen. Die Führung beschäftigte sich dabei hauptsächlich mit der Technik der Anlage, ökologische Bedenken wurden mit einer Bemerkung, das Ökosystem hätte sich in den letzten hundert Jahren an die veränderte Situation angepasst weitgehend nicht beachtet. Nach einer Abkühlung im Kochelsee und einer Abschlussrunde mit Feedback und Wünschen für folgende Exkursionen ging dieses Wochenende mit der Rückfahrt nach München zu Ende.

Text: Tim Eberling, NAJU